50 Shades of Blue – eine griechische BDSM-Lovestory von Lilli

Ich reise gerne allein. Ich kann machen, was ich will. Wenn ich Gesellschaft möchte, finde ich sie. Wenn ich allein sein will, bleibe ich es eben. Ich reise seit einigen Jahren bevorzugt nach Spanien. Aber letztens zog es mich mal wieder auf eine griechische Insel. Sagen wir mal Kreta. Sind sich ja alle etwas ähnlich. Und eigentlich geht es auch mehr um die griechischen Männer.

Es war Ende April, ich kam am frühen Vormittag an und das Wetter war bescheiden. Ich hatte keine große Lust gehabt, München zu verlassen, aber die fünf  Wochen zuvor gebuchte Reise verfallen zu lassen, war auch keine Alternative. Etwas deprimiert schlenderte ich auf der Suche nach Beschäftigung durch meinem Ort, der total „Out of Season“ war. Am zweiten Tag wagte ich mich mit dem Bus, dessen Abfahrtszeiten stimmen konnten oder auch nicht, einen Ort weiter, der als der schönste der Insel galt. Weiße Häuser, schmale Gassen, viele Touristen. Auf der Suche nach Ruhe lief ich hinab in die kleinere der zwei Buchten des Ortes und bestellte mir einen Kaffee an der beschaulichen Strandbar. Und wurde überwältigt. Überwältigt von einem Lächeln, das in seiner Kraft und so echt nur mir galt. Ich sagte:“Efkaristo!“. Er antwortete “Parakalo“ und sein Lächeln leuchtete weiter.

Ich ließ mich auf einer Liege nieder und genoss die Sonne, die sich langsam durch die Wolken kämpfte. Dabei behielt ich den hübschen Griechen mit seinen bernsteinfarbenen Augen immer im Blick. Mein Oberteil hatte ich etwas hochgeschoben, damit die Sonne und er meine Taille bewundern konnten.

Ich brauchte eine Erfrischung oder einen Vorwand, nochmal den Klang seiner Stimme zu hören und bestellte mir ein Corona. Er fragte mich nach meinem Namen. “Lilli“ sagte ich.  Er erwiderte: “Adam“.

Als das Corona leer war, ging ich – ohne mich zu verabschieden oder zurück zu schauen. Ich wollte mich nicht in eine alles verschlingende Urlaubsromanze stürzen. Später sollte ich erfahren, dass sein Blick mir bis zur letzten Stufe gefolgt war.

Fünf Tage vergingen, in denen ich nicht mehr in seine Bucht zurückkehrte. Bis zum letzten Abend. Da wollte ich es wissen.

Es war wohl gegen 18 Uhr, als ich die Stufen hinabstieg und nach ihm Ausschau hielt. Er sah mich und nannte mich sofort beim Namen. Wir begrüßten uns wie alte Freunde mit einer kräftigen Umarmung. Jetzt oder nie. Wir teilten uns seine Zigaretten und ich verlor mich in seinen Augen. Er machte mir ein Kompliment nach dem anderen und als der letzte Gast gegangen war, küsste er mein Tattoo am Rücken.

Wir angelten zusammen nach Oktopussen. Er vorne am Steg, ich ganz nah hinter ihm. Ich wollte ja den Angelhaken nicht abbekommen.

Wir saßen wieder am Tisch, er lud mich ein, zog mich auf seinen Schoß und küsste mich.

Ich musste zurück, den letzten Bus erwischen, er hatte noch Cocktails zu üben. Er hob mich hoch, ließ mich die Beine um seine Hüften schlingen und küsste mich lang und fest. Ich lud ihn ein zu mir ins Hotel. Er sagte, er werde kommen.

Und er kam. Nach einer Runde Billard gingen wir auf mein Zimmer. Auf dem Balkon rauchend nahm er meine Arme hinter dem Rücken zusammen, ließ mich nicht an die Zigarette ran, wurde grob. Ich liebte es. Er zog mich ran, schubste mich weg, biss mich. Wir liebten uns die halbe Nacht.

Ich weckte ihn früh mit Küssen und meinen Händen in seinen schwarzen Locken. Seine vollen Lippen küssten mich überall. Er wollte alles erfahren, was mir gefällt. Ich musste ihm tief in die Augen schauen. Immer wieder. Wir küssten uns, behielten aber die Augen ständig offen.

Er fing an, mir auf den Hintern zu schlagen. Erst so, wie es andere zuvor auch schon getan hatten. Dann so, wie ich es schon so lange wollte, aber noch nie bekommen hatte. Wir hatten kein Safeword und ich keine Angst. Ich war so hungrig. Der Mann, der mich mit seinem Lächeln in dieser Nacht tausendfach zum Schmelzen gebracht hatte, wurde auf einmal sehr ernst und befahl mir, jeden Schlag zu zählen und mich zu bedanken. Ich war so angespannt wie beim ersten Mal. Nur freudiger, erwartungsvoller.

One – Thanks – two (ouch) – Merci – three (omg) – Efkaristo – four – Danke – five – Gracias – six – (Au, tut das weh) – Grazie …

Bis sieben habe ich mich in sieben verschiedenen Sprachen bedankt. Ich war wund. Und habe mich noch nie zuvor jemandem so nah gefühlt. Auf einmal ergab alles einen Sinn. Als ich nicht mehr konnte, schlug er noch ein letztes Mal zu. Anschließend tröstete er mich und wir liebten uns.

Am selben Abend saß ich mit wundem Hintern im Flieger. Mit Hunger nach mehr…

Titelfoto: Aaron Tsuru (c) Tsurufoto.com

Text und Bild: Lilli

 

Theresa Lachner ist Journalistin, Systemische Sexualberaterin und die Gründerin von LVSTPRINZIP.

Ein Kommentar

  • Antworten September 2, 2017

    Felizia

    Wunderbar! Danke für diese Geschichte – hat mir gerade den verregneten Nachmittag erhellt 😍

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