Straight Magazine – Raum für neue Weiblichkeiten

„Ey, ich hab ja echt nichts gegen Lesben oder so, aber wieso müssen die eigentlich dann auch immer so AUSsehen?“ said every dumb person, ever.

Ich weiß nicht, wie oft ich den Satz schon gehört hab. Wahrscheinlich exakt jedes Mal, wenn mir und meiner im Zweifelsfall heterosexuellen Begleitung zwei händchenhaltende Mädels mit Kurzhaarschnitt auf der Straße entgegen kommen. Also gar nicht mal allzu oft, aber dann auch bitte jedes Mal.

Auf diesen Satz kann es für mich keine andere Antwort geben also: Wieso, ich find Frauen doch auch manchmal ganz gut?

Jaaaa, aber du stehst ja auch auf Typen. Du bist ja jetzt nicht so richtig, richtig lesbisch. Achso ja, genau, stimmt ja, da war ja was. Sonst sollte ich mir vielleicht mal so langsam den Kopf scheren, oder eben doch mal blonde Extensions reinflechten und ab sofort die zehn wichtigsten Tricks, mit denen man Männer um den Verstand bringt, befolgen.

Worauf ich eigentlich hinaus will: das /dazwischen/ ist unsichtbar. Die Lesbe, die wir als solche auf der Straße erkennen, ist die Butch, die sich maskulin gibt – gern auch als „Kampflesbe“ bezeichnet. Übrigens auch ein super Titel für Frauen mit kurzen Haaren und eigener Meinung im Allgemeinen, wenn „Zicke“ nicht drastisch genug ist und „Fotze“ eine Sexismusklage nach sich ziehen könnte. Wir sehen Big Boo, nicht Piper Chapman.

Bäm, Zeit für neue Bilder! oder irgendsowas in die Richtung dachte sich wohl Felicia Mutterer und ihre Gang von Straight Magazine, die keine Lust mehr auf durchgekaute Klischees hatte. Denn #JippieYayGay, auch Lesben lackieren sich die Fingernägel und das ist gut so. Es gibt rund 1600 Printmagazine in Deutschland, aber für die ca. zwei Millionen Lesben genau eine Zeitschrift: das L-Mag. Straight ist anders. Straight ist eine klassische Frauenzeitschrift – für Frauen, die Frauen lieben. Und solche, die es werden wollen. Hochglanz, wunderbar, voilà!

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Straight erfindet jetzt nicht auf jeder Seite das Rad neu, aber das muss sie auch gar nicht. Neben Muschi-Renaming-Umfragen und einer Ode an Cate Blanchett ist, wie in jeder klassischen Frauenzeitschrift auch, Platz für Kochrezepte und Fashion-Strecken, aber eben auch: ein Interview mit einem Samenspender, Einblick in die lesbische Dorfgemeinschaft 2.0 und meine absolute Lieblingsstrecke: WIR. Schöne Frauen in weißen Tanktops, selbstbewusst, individuell und nahbar. Ganz simpel, ganz ganz toll.

Aus eigener jahrelanger Erfahrung im Printjournalismus weiß ich, was für ein Riesenakt das ist, eine 15.000er Auflage in die Läden zu bringen und bin deshalb umso begeisterter, dass ich die Straight gerade überall sehe. ÜBERALL, auch in einer oberbayrischen Kleinstadt. JippieYayGay, you go girls! Das ist genau die Sichtbarkeit, die ich mir für Frauen, die auf Frauen stehen wünsche.

Und für die dazwischen. Und für alle anderen auch. Sexuelle Vielfalt ist gut für den Teint!

Headerphoto by Aaron Tsuru (c) Tsurufoto.com

Straight Magazine Foto via Facebook

Theresa Lachner ist Journalistin, Systemische Sexualberaterin und die Gründerin von LVSTPRINZIP.

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