Was hat BDSM mit Körperakzeptanz zu tun? Ein Text von Heidi

Ja, was eigentlich? Und wieso werden diese beiden Sachen hier überhaupt im selben
Zusammenhang erwähnt? Um das zu erklären, muss ich ein bisschen ausholen.

Wie so viele Mädchen hatte auch ich als Teenager ein sehr schlechtes Verhältnis zu
meinem Körper. Ich war ein, ähemm, sehr wohl genährtes Kind, das schon mit 14 in
Punkto Körbchengröße mit dem gesamten Kardashian-Klan konkurrieren konnte.
Während meine Freundinnen zarte bunte Spitzenbralettes trugen, wurde ich von
Verkäuferinnen seufzend in die Schwangerschaftsabteilung geschickt, wo mich ein Meer
aus Beige erwartete.

Ich habe mich für meinen Körper und vor allem für meine riesigen Brüste geschämt und
versucht, sie unter Schlabbershirts mit peinlichen Tiermotiven zu kaschieren. Als ich
älter wurde kamen dann noch ein paar Kilo, Dehnungsstreifen, Cellulitis und etwas
Winkfett dazu, was die ganze Sache natürlich nicht leichter machte.

Sex gab’s grundsätzlich nur unter der Bettdecke oder im Dunkeln. An einen Orgasmus
war nicht zu denken. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mir Gedanken darüber zu
machen, welches Körperteil gerade schwabbelt. Lecken ließ ich mich auch erst nach
jahrelanger Überzeugungsarbeit seitens meiner Partner. Von da unten sieht man ja
schließlich alles! Und das nicht gerade von der Schokoladenseite, das weiß doch jede
Selfie-Queen.

Gerne hätte ich mehr ausprobiert und nahm mir immer fest vor es anzugehen… nachdem ich 10, 15, 20 Kilo abgenommen habe. Dank meiner Vorliebe für Erdnussflips scheiterte ich kläglich. Und so ging es weiter mit dem mittelmäßigen Sex. Aber neugierig war ich trotzdem, vor allem was Dinge anging, die Tabu waren.

So wie BDSM.

Also nahm ich eines Tages meinen ganzen Mut zusammen und ging mutterseelenallein
auf eine queere Fetischparty. Leude, war ich nervös. Wie soll ich mich verhalten? Was
macht man da überhaupt? Was ist, wenn ich etwas falsch mache? Und was ist, wenn
niemand mit mir redet und ich den ganzen Abend alleine in einer Ecke sitze? Aber ich
hätte mir gar keine Gedanken machen müssen.

Dass ich Frischfleisch war, hat man ja schon meilenweit gerochen und ich wurde lieb und herzlich aufgenommen. Die Partyorganisatorin zeigte mir die Räumlichkeiten, diverses Spielzeug, wie man sich respektvoll verhält, und ermutigte mich dazu, doch einfach mal zuzuschauen und zu sehen, wie es auf mich wirkt. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.

Vier Stunden lang lief ich wie ein Batteriehäschen von Raum zu Raum, staunend, dass es sowas gibt und dass ich meinen Weg hierher gefunden hatte. Dass ich Schmerz genieße, wusste ich
schon lange und gegen einen lieben Haussklaven der mir morgens den Tee kocht und
abends meine Füße massiert hatte ich auch nichts einzuwenden. Nur getraut habe ich
mich nicht.

Was mich aber an der ganzen Szene am meisten beeindruckt hat ist, wie die
Partygänger mit ihrem Aussehen umgegangen sind. Ob man unter dem engen
Latexkleid den Bauch sieht oder das Winkfett beim Gertenschwung mitschwingt war
herzlich egal. Ausschlaggebend war die selbstbewusste Ausstrahlung und die Chemie
zwischen zwei Spielpartnern.

Die Frauen, die ich sah, waren mir ein Vorbild. Sie trugen was sie wollten, machten was
sie wollten, und das auch noch ganz selbstbewusst. Mit jeder weiteren Party legte ich
meine Schüchternheit, und allmählich auch diverse Kleidungsstücke, ab.
Auch im Schlafzimmer (oder in der Küche, im Hauseingang, oder im Park…) änderte
sich etwas. Das Licht blieb an, die Bettdecke wurde in die Ecke geknallt, und ich traute
mich an die unvorteilhaftesten Positionen und merkte, dass es doch gar nicht so
schlimm ist. Meine Brüste fand ich nicht mehr ekelhaft riesig, sondern wunderbar rund
und herrlich weich. Außerdem waren sie vielseitig einzusetzen.

Aufmüpfige Subs konnten hervorragend damit erdrückt werden, und wenn sie lieb waren, durften sie sich vielleicht auch mal einkuscheln.

Mittlerweile genieße ich das Gefühl, meinen Körper zu zeigen, den Anblick meiner
Partnerin zwischen meinen üppigen Schenkeln, wissend, dass sie jedes Fettröllchen
attraktiv findet, weil ich mich schön finde. Ihr Lieben, ich sach’s euch, nichts ist geiler als
sich selbst geil zu finden.

Seitdem steht BDSM für mich für Akzeptanz – nicht nur Körperakzeptanz, sondern auch
das Zulassen sexueller Lust und erotischer Phantasien. Dieses Gefühl möchte ich anderen Frauen weitergeben und zwar mit etwas, was mir sehr am Herzen liegt: sexy Dessous für große Körbchen.

Und so gründete ich Pique Lingerie mit dem Ziel, die Hemmschwelle zwischen dem
„imperfekten“ Körper und der Lust zu überbrücken. Ich entwerfe Dessous, in denen sich
kurvige Frauen stark, schön und erotisch fühlen, die ihr Selbstbewusstsein
unterstreichen, und ihre Leidenschaft hervorheben. Und hatte ich schon erwähnt, dass
die Teile einfach mal mega geil aussehen? Ich sag nur Mörderdekolletee im Bondage-
und Lederlook…

Wer auch so ein Teilchen haben möchte, der darf bitte gleich mal hier lang zu meiner
Crowdfunding-Kampagne. Die Produktion muss ja schließlich irgendwie finanziert
werden und mein Haussklave schafft das nicht alleine.

Lvstprinzip says: GO HEIDI! Das einzige, was mich immer noch etwas wurmt: dass es die wunderschönen Teile nicht in meiner langweiligen kleinen Größe C gibt. Aber es ist ja noch nicht aller Crowdfundingtage Abend…

Text: Heidi

Fotos: Karsten Buch für Pique Lingerie

Theresa Lachner ist Journalistin, Systemische Sexualberaterin und die Gründerin von LVSTPRINZIP.

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