In was verliebst du dich?

Okay, scroll doch bitte noch mal schnell nach oben und schau dir kurz mein Logo an. Was siehst du da? Perfektion?

Ganz bestimmt nicht. Schau, wie das Lvstprinzip dieses kleine Himmelfahrtskommando nach rechts oben startet. Wie die Buchstaben noch mal nachgebessert und an manchen Stellen dunkler sind. Wie das t nach unten ausfranst. Meine Designerin Kris Braun schüttelt jetzt kurz den Kopf beim Lesen. Und ich sag dasselbe wie schon die ganze Zeit: Kris, ist VOLL GEIL SO!

Und dich frag ich: in was verliebst du dich? In Makellosigkeit? In jemanden, der einfach nur perfekt ist?

Schnarch, als ob. Perfektion will keiner ficken. Perfektion hängt bei Tom Ford im Kleiderschrank.

Dinge, die mich schon mal fast um den Verstand gebracht hätten: ein einzelnes schlohweißes Barthaar inmitten von lauter schwarzen. Kompromissloses zu-den-eigenen-Ängsten-stehen. Der hübsche Dude, der auf Tinder nur Selfies von links drin hat weil auf seiner rechten Gesichtshälfte eine fette Narbe prangt (mit dem wollte ich natürlich sofort reflexartig eine Bank überfallen, es war aber leider erst das zweite Bier und er hat sich dann irgendwie doch so ein bisschen geziert).

Warum kaufen wir angeschrabbelte Möbel? Jeans mit Löchern? Verlebte Ledertaschen? Absichtlich abgewetzte Boots? Weil uns eben nichts so schnell dieses ultimative das ist jetzt aber genau meins – Gefühl vermitteln kann wie eine kleine Unregelmäßigkeit.

Unser Herz sucht danach: Grübchen, Zahnlücken, Sommersprossen, Narben, Falten, Silberblicke. Kleine Makel in der Oberfläche, die sagen: das ist jetzt aber genau meins.

Der erste Blick fängt die Schönheit ein. Der zweite bleibt an den Ecken und Kanten hängen und will nicht mehr weg.

Du wirst auf Lvstprinzip keine Perfektion finden, das versprech ich dir. Alles was du hier siehst, ist so real wie jede einzelne dieser sexy Albinowimpern, die Aaron, der Typ auf dem Foto da oben, von seiner Vitiligo geschenkt bekommen hat.  Mein Logo ist unregelmäßig, weil es genau meins ist. I never saw a wild thing sorry for itself. —D.H. Lawrence

 

Und was ist genau deins? In was verliebst du dich? Schreib´s in die Kommentare! Kann halt sein, dass ich mich dann auch so ein bisschen in dich mitverliebe.

Photo by Aaron Tsuru (c) Tsurufoto.com

Model: Aaron Tsuru and Tsurubride

Theresa

Theresa Lachner ist Journalistin, Systemische Sexualberaterin und die Gründerin von LVSTPRINZIP.

13 Kommentare

  • Antworten April 8, 2015

    Klara

    in was ich mich verliebe? in den, der anders ist. in das, das in der ecke steht, weil es nicht beachtet wird. in die, die gedankenverloren aus dem fenster sieht, weil sie die gespräche nerven. in momente, die sich in meine seele brennen. in gänseblümchen, die dem aprilschnee trotzen. in bäume, deren fast_abgebrochene äste blühen. in menschen, die mich mitten ins herz treffen.
    frei nach rosenstolz “lass sie reden, denn grade weil du anders bist, weil du ein bisschen seltsam bist – lieb ich dich so sehr, lieb ich dich noch mehr …” <3

  • Antworten April 11, 2015

    Thomas

    Am allermeisten in Widersprüche, würde ich sagen. In Körper, Persönlichkeiten und Features, die mehr so unscharf übereinander liegen. Sich im Gegenlicht mal zu perfekt Vielschichtigem zusammen schieben, aber meistens eher ausfransen in den Konturen. In androgyne Menschen, die ständig zwischen Vase und Gesicht hin und her kippen. In Frauen mit breiten Schultern und eigenem Akkuschrauber (alle hatten sie einen eigenen Akkuschrauber, mindestens), die ganz weich werden beim Anfassen und ihre Hilflosigkeiten prima zugeben können. In solche, die sich auf zu hohe Leitern trauen und eigentlich immer irgendwelche Schrammen haben, aber ungläubig daneben stehen, wenn ich einen organisatorischen Knoten aufdrösle (oder zerschlage). In Menschen, die niemals in der Lage sein werden, sich zwischen ländlicher Idylle und Lärm der Stadt zu entscheiden, weil sie den Wald ebenso lieben, wie Programmkinos. Die immer verzweifeln werden zwischen der kitschigen Suche nach dem einen Traumprinzen und der wilden Lust am hundertfach Fremden, Spontanen. Deren Herz viel zu hartnäckig ist und viel zu leicht entflammbar. In Menschen, die an grenzenlosem Idealismus verzweifeln. In jene, die sich gleichzeitig drei fremden Männern hingeben und dabei ohne ein Wort in jeder Sekunde die Kontrolle bewahren können. Und in jene, die sich auf einer Party nackt ganz selbstverständlich wohl fühlen und Dir dann von ihren heiklen sozialen Grenzen erzählen, während Du ihren Nacken kraulst…

    • Theresa Lachner
      Antworten April 12, 2015

      Theresa Lachner

      Okay Thomas, wo darf ich bitte unterschreiben? Unter meinem Pagenkopf ist übrigens ein Undercut, der bringt meine Pigmentstörung im Nacken besser zur Geltung…

      • Antworten April 12, 2015

        Thomas

        Wenn Du einen Akkuschrauber hast, komm ich kraulen.

  • Theresa
    Antworten April 13, 2015

    Theresa

    Sorry, damit kann ich nicht dienen. Alles was ich besitze ist ein Pass, zwei Macbooks und ein Regal voller Nikes.

    • Antworten April 14, 2015

      Thomas

      Nichts davon lockt mich. Allerdings behauptete eine gemeinsame Freundin grade am Telefon, wir hätten durchaus Gemeinsamkeiten…

  • Antworten Juni 23, 2015

    Barry

    Ich befuerchte, dass Dein schoen ausgefuehrter und lobenswerter Artikel leider nicht der Mehrheitsmeinung entspricht.

    In einer gegebenen Gesellschaft gibt es einen, heutzutage seltenen, Konsens ueber die Schoenheit. Und dieser Definition wird gefolgt, so dass sie eine notwendige Bedingung fuer die Liebe wird. Der Entschluss einem Menschen naeher zu kommen, unterliegt einer allzu schnellen Kategorisierung, die der genaueren Betrachtung von Makeln und aehnlichem keine Chance gibt.

    Es ist jedoch schoen zu sehen, dass es Andersdenkende gibt und sie hier anzutreffen.

    • Theresa
      Antworten Juni 24, 2015

      Theresa

      Welcome to the good side Barry! Die Mehrheitsmeinung ist uns zum Glück egal – hier will keiner den Konsens ficken. Klar ist körperliche Attraktion ein Kriterium, über das man weder hinwegsehen kann noch sollte, aber die hat ja schlussendlich dann doch noch mehr mit Ausstrahlung zu tun als mit Metermaßen. Glatte Oberflächen machen nur dann Spaß, wenn man dran kratzen kann und drunter mehr zum Vorschein kommt…überleg mal warum Barbie und Ken keine Geschlechtsteile haben ;)

  • Antworten November 7, 2015

    Bernhard

    So genau kann ich die Frage nicht beantworten, aber in einem kann ich schon mal zustimmen: diese ach so perfekten Menschen sind für mich weniger interessant.
    Sommersprossen? Oh ja!
    Grübchen? Aber natürlich!
    Was manche als Unvollkommenheiten sehen, sind für mich eher Besonderheiten. Ich liebe Besonderheiten.
    Es ist nur blöd, wenn man in einem Teil der Gesellschaft aufgewachsen ist, der einem subtil einredet, dass man sich für Abweichungen von Normen zu schämen hat. Wenn man dazu noch so schüchtern ist wie ich…
    Ich hab selbst viele Besonderheiten, insbesondere einige Narben. Dank dieser gesellschaftlichen “Konditionierung” fällts mir auch schwer zu akzeptieren, wenn meine beste Freundin beteuert, ich wäre attraktiv. Aber sie gehört wohl zu den Menschen, die hinter Fassaden blicken können und Makel nicht als Makel sehen.
    Und zum Glück bin ich auf diesen Blog gestoßen, der mir vor allem mit diesem Artikel zeigt, dass es mehr Menschen gibt, die so denken. Und das finde ich wiederum verdammt sexy.

  • Antworten November 14, 2016

    Arni

    Ich verliebe mich in schlanke und elegante Blondinen, die meine Leidenschaft für berliner Techno-Clubs mit mir teilen. Wenn eine solche Frau dann ähnlich nonkonformistisch denkt wie ich und trotz ihrer offensichtlichen Schönheit eine bescheidene und liebevolle Persönlichkeit besitzt, dann ist es sehr schnell um mich geschehen. Ich habe das große Glück, dass ich eine dieser Frauen davon überzeugen konnte mich zu heiraten.

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