Mein erstes Mal als Domina – ein Text von Hazel Singer

Es ist Freitag und ich habe Lust. Das habe ich eigentlich schon die ganzen letzten drei Monate. Die erste Fetisch-Party, die erste Play-Party, Swinger Club: Diese Erlebnisse waren durch und durch erotisierend und haben unser Sex-Leben ganz schön aufgewirbelt. Bisher waren wir aber hauptsächlich Zuschauer und haben mit studentischer Akribie alles beobachtet. Im Laufe dieses Abends wird sich herausstellen, wofür wir das nutzen können …

Mein Mann ist mit unserer ältesten Tochter ins Schwimmbad gefahren, und nachdem ich die beiden jüngeren Kinder ins Bett gebracht habe, steht mein Entschluss fest: Ich übernehme heute die Führung beim Sex und überrasche ihn damit. Ich weiß nicht genau, ob und wie sehr es ihm gefallen wird, aber ich bin eine gute Schauspielerin, kreativ und empathisch und werde mir schon was einfallen lassen: Fake it until you make it! Schnell schicke ich ihm eine Nachricht: „Stehe um 22.30 Uhr mit verbundenen Augen vor der Schlafzimmertür!“

In den verbleibenden zwei Stunden bade ich ausgiebig, ziehe mir einen roten, sexy Body an, springe aufgeregt im Haus herum und suche nach brauchbaren Gegenständen für unser Spiel.

Erstaunlich, was sich alles findet, wenn man mit einem anderen Blick durch die Zimmer geht: Verschiedene Kerzen, ein paar Springseile, Eiswürfel, eine Flasche Körperöl, eine Weidenroute, die die Kinder eigentlich zum „Pferdchen-Spielen“ verwenden …

Die Zeit rast dahin und ich bin ziemlich aufgeregt. Ich suche sanfte Hintergrundmusik heraus. Das Öl lege ich auf die Heizung, damit es schön warm wird und die Eiswürfel kommen draußen auf die Fensterbank. Oh nein, ich höre ihn schon vor der Tür. Er klopft zaghaft an. Ich bin noch nicht soweit.

Soll er doch ruhig warten und nicht wissen, was ich mit ihm vorhabe. Ich grinse schelmisch. Schnell noch etwas Make-Up und Parfüm … dann öffne ich die Tür und das Spiel beginnt. Ich führe meinen Mann in die Mitte des Zimmers und sage kein Wort. Das einzige, was er hört, ist das Klacken meiner Absätze, während ich um ihn herum gehe und überlege: Was mache ich nur mit ihm? Als erstes setzte ich ihn auf einen Stuhl und klemme ihm eine Rose zwischen die Zähne. Was für ein herrlicher Anblick. Doch wie schaffe ich es nur, ihn erotisch auszuziehen?

Plötzlich kommt mir eine Idee: Er muss sich das Ausziehen durch Lösen kleiner Aufgaben verdienen. Ich stelle mich mit dem Rücken zu ihm hin und sage in strengem Ton: „Ertaste meinen Hintern!“ Bereitwillig streckt er seine Hände in meine Richtung und löst die erste Aufgabe sehr schnell. Dafür ziehe ich ihm den Pullover aus. „Küsse mich nur mit der Zunge. Wehe, Du berührst mich mit einem anderen Körperteil!“

Wenn es mir nicht passt, wie er die Aufgaben erfüllt, nehme ich einen Eiswürfel und tröpfle ihn auf sensible Körperstellen. Es folgt das T-Shirt und dann der Gürtel. Moment mal. Das Leder in meiner Hand fühlt sich so gut an. Ich halte inne. So ein Gürtel ist doch eine feine Sache. Ich beginne langsam um meinem Mann herum zu gehen und klatsche den Gürtel sanft auf seine Arme, seinen Rücken… Er scheint es zu genießen und ich staune über all das, was ich bei ihm und mir beobachte.

Als nächstes verbinde ich ihm die Hände hinter dem Rücken und streife mit der Weidenroute über die Innenseite seiner Oberschenkel ganz langsam entlang Richtung Körpermitte. Was für ein Spaß, ihn so ausgeliefert vor mir zu sehen. Ich spüre, wie ich mit einfachen Mitteln die Spannung steigern kann und genieße es, mich kreativ auszutoben und mir all diese Spielchen auszudenken.

Jetzt traue ich mich einen ganzen Schritt weiter. Es muss doch einen Grund geben, warum so viele Menschen auf den Parties mit Halsbändern herum laufen. Der Gürtel muss herhalten. Ich lege ihn vorsichtig an seinen Hals und ziehe das Ende durch die Schnalle. Hoffentlich geht das gut!  Ich bin gespannt, ob ihm das gefällt, denn ich weiß, dass er es sehr unangenehm findet, wenn sein Hemd oben zu eng zugeknöpft ist. Doch wie erstaunlich: Als ich den Gürtel fester um seinen Hals ziehe, zuckt er zusammen und wird wie auf Knopfdruck fast schon animalisch und so unterwürfig.

Genau das ist die richtige Spur! Ich bin total fasziniert, welche neue Seite mein Mann gerade zeigt und muss mich etwas beherrschen, in meiner Rolle zu bleiben. Also mache ich weiter und ziehe ihn hinter mir her Richtung Bett. Ich befreie seine Handgelenke, drücke ihn runter auf den Boden, sodass er sich mit den Armen auf unseren Bettkasten stützen kann. Dann kratze ich ihm mit beiden Händen von den Schultern beginnend langsam über den Rücken bis zum Po, nehme das Gürtelende und führe ihn auf allen Vieren hinter mir her auf das Bett. „Schließ die Augen!“, sage ich zu ihm und währenddessen platziere ich meinen Hintern zehn Zentimeter vor seinem Gesicht.

„Nimm die Augenbinde ab und sieh nach vorne!“ Ich krieche ein Stück von ihm weg, sauge dabei meinen Blick in seinem fest und bewege eine Hand von mir Richtung Muschi. Langsam schiebe ich einen Finger hinein und spüre, dass ich bereits feucht bin. Und jetzt lasse ich ihn wieder zappeln, denn ich weiß genau, dass er diesen Hintern jetzt am liebsten einfach nehmen und vögeln will.

Und jetzt überrasche ich mich selbst, denn ich habe mich noch nie getraut, mich selbst vor ihm so anzufassen. Noch nie habe ich das gemocht und bisher kam ich mir währenddessen irgendwie so schmutzig vor, fand es unangenehm. Doch in diesem Moment ist es mir völlig egal. Es ist Mittel zum Zweck, einfach ein Schauspiel und ich denke mir: „Wieso nicht!“ Zu ihm sage ich: „Vergiss es. Du kriegst mich nicht. Du kommst noch lange nicht zum Zug. Erst will ich Dich noch ein bisschen für mich benutzen! Du gehörst mir!“

Das erregt ihn ungemein und er antwortet leicht keuchend: „Je mehr Du dich mir verwehrst, desto mehr begehre ich Dich!“ Ich triumphiere innerlich! Jetzt ist der richtige Moment gekommen, um das mit der Bestrafung einmal auszuprobieren. Das hört man so oft und ich will wissen, wie das bei ihm ankommt. Ich ziehe ihn am Gürtel weiter auf das Bett, tausche mit ihm die Position und befehle ihm, mir seinen Hintern entgegen zu strecken. Er ahnt bereits was kommt und wimmert: „Ich habe doch gar nichts getan!“

Ich glaube, er ist ein Bilderbuch-Sub. Bisher habe ich Spanking nur bei Frauen gesehen, aber warum sollen nicht auch Männer darauf stehen? Ich hole aus, muss mich etwas überwinden … schlage zu, beobachte wie er reagiert, schlage etwas fester zu und hoffe, dass die Kinder das nicht hören. Er jammert „Au, au, …“, aber er nutzt weder die Codewörter gelb (=grenzwertig) noch rot (=stop, zu viel), die wir vorher vereinbart haben. Also mache ich weiter und nehme sogar noch die Weidenroute zur Hand.

Dabei sprudelt es plötzlich aus mir heraus: „Du bist so ein Egoist und denkst immer nur ans Ficken. Du kannst es nicht mal Deiner eigenen Frau anständig besorgen! Das hast Du jetzt davon! Und jetzt wirst Du mich anständig lecken!“ Ich führe ihn am Gürtel in meine Richtung, nehme die Schlinge ab und lege mich mit geöffneten Oberschenkeln vor ihn hin. Ich drücke seinen Kopf herunter und er gibt sich alle Mühe, doch ich kann es nicht so richtig genießen, denn fieberhaft überlege ich, wie es weiter gehen soll. Schließlich habe ich die Verantwortung und den Anspruch, dass das alles funktioniert. Also unterbreche ich das nach kurzer Zeit, packe ihn an den Haaren und richte ihn auf. „Jetzt besorgst Du es Dir selbst, sonst hole ich wieder die Weidenroute!“ Dieses Kommando gefällt ihm und als ich spüre, dass er kurz vor dem Höhepunkt ist, sage ich bestimmt: „Spritz auf meine High Heels!“

Da das eine geheime Fantasie von ihm ist, kann er sich nicht länger zurück halten, stöhnt laut auf und kommt zum Höhepunkt. Er erschöpft und ich erleichtert, gleichzeitig fasziniert, liegen wir uns noch einige Zeit verliebt in den Armen.

Ich kann es noch gar nicht glauben, was wir gerade alles Neues für uns entdeckt haben! Offensichtlich sind wir mehr BDSMler als je geahnt! Ich schaue auf die Uhr: Fast zwei Stunden sind vergangen. Wahnsinn, so lange haben wir uns noch nie an einem Stück mit Sex beschäftigt! Was für eine wundervolle, neue und aufregende Welt …

Text: Hazel Singer // Naughtynightshift.com

Titelfoto: Aaron Tsuru (c) Tsurufoto.com

Theresa

Theresa Lachner ist Journalistin, Systemische Sexualberaterin und die Gründerin von LVSTPRINZIP.

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