Ich blase wirklich gern. Beim Vorspiel, beim Happy End und auch mal zwischendurch. Es macht mir Spaß, es macht mich an, alles super. Was nicht so super ist: Ich selbst bekomme es von Männern nicht annähernd so oft mit dem Mund gemacht, wie ich es bei ihnen tue. Klar, in der Reihe meiner oralen Enttäuschungen gab es einige Ausnahmen. Deniz zum Beispiel, ein bildschöner Typ mit sehr, sehr kleinem Penis. Oder André, der nicht ganz so schön war, dafür aber gut gebaut. Deniz jedenfalls wusste, dass seine Zunge im Zweifel mehr konnte als sein Schwanz, und darum, das musste man ihm lassen, war er im Lecken auch absolut unschlagbar. Seine Technik war perfekt und seine Ausdauer beachtlich – er tat im Bett schließlich kaum etwas anderes, als seine Kunst zu perfektionieren. André hingegen hatte zwar keine körperlichen Nachteile wettzumachen, war aber so verliebt in meine Vulva (wie vermutlich in alle Vulven dieser Welt), dass er unsere Nächte am liebsten mit seinem Kopf zwischen meinen Schenkeln verbrachte. Er huldigte dem, was seine Zunge zum Zerfließen brachte, genoss meinen Saft, meinen Geruch, meinen Geschmack, und wenn ich in seinen Augen oft genug gekommen war, dann vögelten wir. Das allerdings auch nur sehr kurz, denn zu diesem Zeitpunkt war André bereits so scharf von all dem Lecken, dass er nicht anders konnte, als umgehend loszuschießen.
Die meisten anderen hingegen … Nun ja. Die lassen zwar durchaus ihren Kopf nach unten wandern, lächeln dabei aber entweder dieses gönnerhafte »Baby, ich tu dir jetzt mal was Gutes«-Lächeln oder gucken so verbissen, als müssten sie nicht einfach nur ein bisschen lecken, sondern gleich in den Krieg ziehen. Und überhaupt tun sie es nicht oft genug, finde ich. Jedenfalls nicht so oft, wie ich an ihren Penissen rumnuckele. Und das geht nicht nur mir so.
Eine kanadische Studie aus dem Jahr 2016 fand heraus: Für zwei Drittel der Befragten ist Oralsex etwas völlig Selbstverständliches. Dabei gaben 63 Prozent der Männer an, es bei ihrem letzten Sexualkontakt mit dem Mund gemacht bekommen zu haben, aber nur 44 Prozent der Frauen. Noch ungerechter: Mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer hatten bisher nur gegeben, ohne dafür etwas zu bekommen – nämlich 26 zu 10 Prozent. Warum das so ist, verrät uns die Studie leider nicht. Dafür aber, dass wesentlich weniger Frauen Spaß an der aktiven Mundarbeit haben als Männer: Weniger als ein Drittel der Frauen genießt die Fellatio, während über die Hälfte der Männer auf Cunnilingus stehen.
Wir halten fest: Frauen werden von Männern weniger oft oral befriedigt als andersrum, machen dafür aber öfter den Mund auf, als ihnen lieb ist. Was ist da los?
Zunächst einmal: Der Porno ist los. Immerhin ist er der Kanal, der die Teenies von heute aufklärt. Was man da sieht, sind vor allem an Penissen saugende und würgende Frauen. Dass sich mal eine männ- liche Zunge zwischen zwei Beine verirrt, passiert derart selten, dass man gleich denkt: »Huch, ein Mann kümmert sich um das weibliche Genital – das muss ein Irrtum sein!
So werden wir konditioniert: Er steht, sie kniet. Er lässt sich bedienen, sie fährt voll drauf ab. Männliche Befriedigung geht vor weibliche. Und wenn er es ihr besorgt, dann mit seinem stahlharten Ding und nicht mit seiner weichen Zunge. Der Blowjob hat sich als Unterwerfungs-Gestus etabliert – auf dem Bildschirm wie in unseren Köpfen. Kein Wunder, dass sich so viele Frauen unwohl dabei fühlen. Wenn es aber als stark und dominant gilt, sich einen blasen zu lassen, dann kann Lecken nur das Gegenteil davon bedeuten: Es ist unterwürfig, weich, »weibisch«. Dass viele Typen sich dazu nicht gern herablassen, wird also auch ein Männlichkeitsding sein.
Cunnilingus-Widerstand gibt es aber auch von den Frauen selbst. Und zwar aus einem altbekannten, aber ziemlich schwerwiegenden Grund: die Scham für den eigenen Körper. Schließlich wissen wir alle, wie eine gute Vulva auszusehen hat (wie ein glattes, blasses Brötchen) und wie viele von uns diesem Ideal entsprechen (die wenigsten). Auch olfaktorisch genießt die Vulva, Schulhof sei Dank, keinen guten Ruf: Stinkt angeblich nach Fisch, dieses »Nichts«, wie Sartre es nannte. Und wenn es nicht Fisch ist, so lag die letzte Dusche sicher länger als zehn Minuten zurück. Kann man doch keinem Mann antun, nachher riecht der noch was! Also bloß nicht in die Nähe von da unten kommen lassen!
Einmal lag ich mit einem Typ im Bett, wir hatten uns beim Knutschen bereits alles von den Leibern gerissen und rieben uns spitz wie sonst was aneinander, da sagte er: »Ich kann dich schon riechen.« Hätte ich einen Schwanz, wäre der vor lauter Scham sofort in sich zusammengefallen. Was zur Hölle roch der da in einem Meter Entfernung? Ich hatte doch geduscht, bevor wir uns trafen.
Beruhigenderweise stellte sich heraus, dass der Mann eine besonders feine Nase hatte, die sogar in der Lage war, die Erregungssekrete meiner Vulva zu erschnüffeln. Dennoch war Cunnilingus das Letzte, das ich in dem Moment hätte gebrauchen können. Dass mir Männer, ohne zu Zucken, selbst nach einem sanitäranlagenfreien Festivalwochenende ihre Penisse ins Gesicht halten, blendete ich dabei ein- fach aus. Für die scheinen andere Maßstäbe zu gelten. Je öfter wir aber Männerköpfe wieder nach oben ziehen, statt sie an unser Heiligstes zu lassen, desto seltener werden die Herren es versuchen – bei uns persönlich, aber womöglich auch bei der Nächsten.
Es ist viel Unsicherheit im Spiel, was das Lecken angeht. Bei beiden Geschlechtern. Und, verdammt, ja, auch bei mir. Nur wenn ich Sex mit Frauen habe, bin ich damit vollkommen entspannt. Sind wir nämlich unter uns, werden die unteren Lippen genauso selbstverständlich vollgespeichelt wie die oben, und keine von uns denkt groß drüber nach. Es gehört einfach dazu. Das liegt nicht nur daran, dass ohne Penis (oder Dildo) die Möglichkeit der vaginalen Penetration flachfällt. Sondern auch daran, dass die Sexualität unter Heteros ein- fach mal krass auf ihrer eigenen Penis-Fixierung hängen geblieben ist und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen männlichem und weiblichem Geschlechtsorgan überhaupt nicht kennt. Schwääänze, Schwä-hänze üüüber a-ha-llem, das wäre ihr Lied, falls sie eins sänge. So sind wir konditioniert.
Ich würde da ja gerne was dran ändern, weigere mich aber, die Köpfe meiner Bekanntschaften sachte mit meinen Händen nach unten zu dirigieren – so wie sie es nur allzu gern mit mir machen, um mir zu signalisieren, was jetzt gleich Phase ist. Schließlich will ich, dass sie ganz von sich aus Bock auf meine Vulva haben. Genauso sehr wie ich auf ihren Schwanz.
Keine Sorge, niemand, der nicht möchte, muss irgendwas. Andererseits sollten laut Statistik die Chancen immerhin fifty-fifty stehen, dass ein Typ genau darauf total abfährt.
Und wenn nicht? Dann halt nicht. Denn ein Typ, der sich gern bedienen lässt, aber keine Pussys im Gesicht mag, kommt mir eh nicht mehr ins Bett.
Katja Lewina, hat mit ihrem extrem lesenswerten autobiographischen Buch “Sie hat Bock” die feministische Debatte um weibliches Begehren und Selbstermächtigung neu angefacht. Holt es euch am besten beim Local Buchladen eures Vertrauens.
Gemeinsam mit dem Dumont Verlag verlosen wir drei Exemplare von “Sie hat Bock”! Verrat uns einfach hier in den Kommentaren bis 17.5. um 23:59, worauf du im Moment so richtig Bock hast. Teilnahmeberechtigt sind alle ab 18 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die echt hart Bock haben, der Rechtsweg ist selbstredend ausgeschlossen.
Titelbild: (c) Luca Hasselmann
Marianka
Ich hab mal wieder richtig Bock drauf, mir Zeit zum Lesen zu nehmen. In der Krise mit drei Jobs nicht gerade einfach. Bin mir aber sicher, dass Katjas Buch mir dafür sehr gefallen würde nach diesem tollen Auszug! :)
Sylvia Simic
Hallo, ich habe auch Bock. Auf das schicke Buch. Also – here I am.
Jess
Ich habe Bock auf den Sommer. Auf sinnlos auf Wiesen rumhängen, Freunde treffen und Dates! Tiefe und flache Gespräche mich allen unterschiedlichen Menschen. Hach… Sommer…
(Natürlich Corona Disziplin- also wenn alles wieder genehmigt und „normal“ ist.)
Sascha
Worauf ich Bock habe? Das mein Weib gleich nach Hause kommt. Wir sind nicht so die Vorspiel-Typen, aber heute rapp ich sie mir.
Gruß
Sascha
Jule
Ich habe momentan besonders Bock auf gute feministische Bücher, viel Sonnenschein, ein Eis nach dem anderen lecken und meinen Pflanzen einfach mal mehr Liebe zu geben. Ich habe Bock einfach mal wieder gute Freund*innen zu umarmen und Nächte durchzutanzen, aber da ich auch richtig Bock darauf habe, dass alle Menschen gesund bleiben und die Pandemie gut überstehen tanze ich mit mir selbst.
Uwe
Oh man, jetzt hätte ich gleich wieder Lust, meine Zunge einzusetzen. Ich finde, ich kann das nämlich ganz gut. Bis jetzt hat sich noch keine Frau beschwert.
Rochen-Paul
Im Moment hab ich so richtig Bock das Werk komplett lesen zu können. Gewinnen drei andere glückliche Menschen, werde ich es kaufen, denn nun nach dem Artikel bin ich definitiv angefixt! Ansonsten fehlt mir natürlich alles, was man sonst nun in diesen Tagen so machen würde, aber dieses Jahr nicht kann. Gesunder Umgang mit der Umwelt und sich selbst ist schwierig.
Rochen-Paul
Test… hat das eben nicht funktioniert oder werden Kommentare mir nur einfach nicht angezeigt?
Theresa
Doch doch, die müssen nur erst freigeschaltet werden! Sonst könnte da ja jeder daherkommen ;)
Martin
Er hat (total) Bock „Sie hat Bock“ (zu lesen)
Katja
Ich hab Bock, mehr zu solchen Themen zu lesen. Ich gehöre nämlich auch zu den verkopften Mädels mit der glatten Brötchen-Vorstellung. Hab ich nur leider auch nicht. Und das verunsichert. Und ich hätte Bock auf ein Wochenende mit dem Mann, der mir sagt, dass er kein glattes Brötchen „braucht“ 🧡
Ray
Welcher Mann braucht ein glattes Brötchen?
Da gibt’s ja nix zum zubbeln und knubbeln, zum drücken und pflücken und zum beißen und zutzeln. Sowas ist doch langweilig
Sweet Devil
So richtig Bock hätte ich jetzt meine Zunge einzusetzen, da dieser Artikel Milch richtig heiß gemacht hat. Ich liege auf dem Bett mit dem Kopf Über das Fussende und die Dame steht mit gespreizten Beinen über meinem Mund. Im Anschluss lesen wir dann zusammen das Buch „Sie hat Bock“.
Coco
Durch Katjas Beitrag hab ich jetzt so richtig Bock darauf, es mir an meinem Geburtstag diesen Samstag von meinem Freund mit dem Mund machen zu lassen! Das Schöne ist, dass er total darauf steht und es für ihn und uns keineswegs ein Ausdruck von weich Sein oder ähnlichem ist. Danach darf er mir dann sehr gerne etwas aus diesem Buch vorlesen :)
Christian
Ich habe Bock auf Zweisamkeit in allen belangen. Durch die Krise, Homeoffice und permanent die Kinder zu Hause fehlt die Zeit für richtige Zeit.
Tanne
Ich hab Bock auf Nacktbaden mit meinem Freund, der leider gerade am anderen Ende der Welt ist.
Alina
Ich hab Bock es mir gemütlich zu machen und das Buch zu verschlingen 😍 es steht schon länger auf meiner „ToRead“ Liste 😇
Ich drück die Daumen🍀
Franziska
Ich hab Bock, alleine das “Sie hat Bock” zu lesen und darüber nachzudenken, worauf ich denn eigentlich wirklich Bock hab.
Hannah
Ich hab Bock auf Nähe und meine Freund*innen lange zu umarmen. Das geht leider erst nach Corona. Was aber gleich geht und worauf ich auch richtig Bock hab – das Buch von Katja lesen und da wäre ein Gewinn sehr fein. :)
Henry
Ich habe Bock mein Gesicht zwischen den Schenkeln einer Frau zu vergraben, mich dabei von ihr leiten zu lassen und erst wieder aufzutauchen und nach Luft zu schnappen, wenn sie gekommen ist.
MIRANDA
Hab wirklich unheimlichen bock auf dieses Buch und werd es mir auf jeden Fall besorgen 😉
Arie
Ich hab so richtig Bock auf Unbeschwertheit – ein Gefühl, das mir derzeit mehr fehlt denn je.
Daniela
Ich hab bitte total Bock auf dieses Buch.
Meike
Ich hab Bock auf Sex! Mit einer Fernbeziehung in Coronazeiten eher schwierig zu bekommen.
Als Trost würde ich gerne das Buch lesen. Klingt sehr unterhaltsam und nach spannenden Denkanstößen.
Christian Strangl
Auf viel Phantasie: “Gestern bin ich dir begegnet. Du kamst zu mir in den Garten und hast mich gegen den Baum gedrückt. So stark, dass ich deine Männlichkeit spüren konnte. Dann hast du mich umgedreht und mich am Schopf gepackt und ins Haus gezogen. Dort hast du mir die Hose heruntergerissen und mich dann umgedreht und nach vorn gebeugt, um mich erst sanft zu streicheln und mir dann unverzüglich drei Po-Klatscher zu geben. Dann hast mich dann wieder umgedreht und mich nach unten in die Knie gedrückt, so dass ich deine Männlichkeit streichle und dann mit dem Mund bearbeite. Nach einer Weile, ziehst du mich hoch, drückst mich wieder gegen die Wand, ziehst das Tuch von meiner Schulter und fesselst meine Hände. Du ziehst mich zum Sofa und lässt mich darauf knien. Du bereitest dich vor und dringst von hinten in mich ein. Wobei du wie ein Cowboy sein Pferd abwechselnd streichelt und schlägt. Dann nimmst du mich sanft am Schopf, führst mich ins Schlafzimmer, löst die Fesseln, legst dich hin und ziehst mich ganz nah und streichelst mich sanft.”
LG Christian
Joy
Ich habe richtig Bock bekommen, dieses Buch zu lesen. Wie so viele hier. In meiner Fantasie habe ich immer einen schönen Penis in meinem Mund. Blasen ist wirklich toll, wenn der Mann es nicht erwartet und es sehr genießen kann – ohne gleich pornomäßig zustoßen zu wollen. Leselust ist entfacht!
Johanna
Ich hab richtig Bock, mal wieder auf etwas richtig Bock zu haben, da ich hier sitze und überlege, worauf ich so richtig Bock habe und es nicht aus dem Bauch heraus sagen kann.
Volker Klein
Ich habe Bock drauf, das Frauen die Königin in sich entdecken und Männer zu dem König werden, der sie sein können – wenn sie den Krieger und das Ego und hinter sich lassen. Dann werden sie zusammen einen Sex feiern, der MenschenWürdig ist.
Loana L.
Ich hab Bock drauf, meine Sexualität und die von anderen Menschen lust- und liebevoll neu zu entdecken, ohne sich zu verstecken.
Eka
*indenlostopfhüpf*
Magdalena
Ich habe Bock dieses Buch zu lesen und während dessen geleckt zu werden <3
Jessica
Ich hab Bock auf den Typen, der mich so lange geleckt hat, dass ich kurz danach breitbeinig und nackt eingeschlafen bin. Es gibt sie, diese Typen. Mir macht das Hoffnung.
Stephen
Ich habe das gleiche wie du erlebt Katja, nur als Mann. Die Welt ist ungerecht, Zeit für Revolution.