Eine Frau, die sich – einfach so – sämtliche Freiheiten herausnimmt?
Ja, und es wurde Zeit.
Zum ersten Mal ist mir dieses Phänomen vor gut zehn Jahren in meiner Zeit als Filmkritikerin aufgefallen: dass eine Frau, die gern und viel Sex hat, genau deswegen am Ende des Plots nicht sterben muss, das gibt’s eigentlich nur in Pornos.
Männer retten easy-cheesy die Welt und legen nebenbei noch eine Reihe schöner Girls flach.
Bei Frauen ist der Sex der Plot, oder zumindest Ausdruck ihrer selbstredend zutiefst gestörten Persönlichkeit. Weil, einfach mal vögeln weil´s Spaß macht – wo kommen wir denn da hin?
Es ist ein Plot, um den ich auch für mich selbst lang gekämpft habe. Und deshalb umso glücklicher bin, ihm auch anderswo langsam öfter zu begegnen.
Zum Beispiel in „Unterwasserflimmern“ von Katharina Schaller. Die ist, verrät uns der Klappentext, selbst Literaturscout, Text – und Konzeptentwicklerin, was vermutlich ein bisschen dabei hilft, wenn man etwas wirklich Neues erschaffen möchte. Und das ist ihr hier gelungen.
„Ich habe uns ein Stück Land gekauft“, sagt ihr Freund, „wir bauen uns ein Haus.“ An jeder Kreuzung ein „Ja”, ein „Nein” oder ein „Vielleicht später”. Jede Entscheidung ein Wegzoll, um weitermachen zu können oder Zeit zu gewinnen. Um der Mensch zu werden, der man selbst sein möchte. Die eigene, für sich richtige Lebensform zu entdecken. Um sich mit den anderen vielleicht an einem Punkt wiederzufinden, an dem sich die gemeinsamen Wünsche treffen. – Und nun steht sie in diesem Raum, vor ihrem Freund und einer Wand aus Zukunft. Gelegt aus Steinen, die schon alles vorzeichnen: Da sind sie, nur noch sie beide. Nur noch Emil, der für sie alles sein muss. Und sie, die alles für ihn sein muss. Was, wenn sie das nicht will? Nicht heute, möglicherweise auch nicht morgen? Weil ein Mensch allein für den anderen vielleicht gar nicht genug sein kann?“
Die Ich-Erzählerin lebt und hat Sex. Stellt sich Fragen zu ihrem Lebensentwurf, reist, und hat Sex. Sie tut diese Dinge mit so grandioser Selbstverständlichkeit, dass sich jeder Gedanke darüber, ob das jetzt wohl erotisierend oder gar pornographisch gemeint sein könnte, mit einem Schulterzucken erledigt.
„Wir tragen keine Schuld und nichts ist seltsam“
Es ist die Geschichte einer Frau, die sich ihre Freiheit herausnimmt. Mit Männern und Frauen schläft und es genießt, ohne das dabei großartig zu hinterfragen. Eine Frau, die mit ihrem Körper in engem Kontakt steht, in einer Körperlichkeit, in der alles sein darf: Sperma, Kotze, Schweiß, Zweifel, Glück. Und dazu schnörkelloser Pragmatismus:
„Es tut gut, seinen Schwanz in mir zu haben.“
Es sind oft solche einfachen Sätze, die komplett beiläufig und gleichzeitig so offen wie selten auf den Punkt bringen, wie Sex sich anfühlt, warum man Sex hat, und wie der Sex einfach auch sein darf: wohltuend beiläufig, gelassen, ein alltäglicher Teil des Lebens.
„Ich hatte nicht immer Lust auf Emil, aber genauso oft doch. Ich hatte Bock auf die Nähe und auf die Orgasmen, und im Urlaub wird der Kopf frei. Weiter fragt Leo nicht.“
“Unterwasserflimmern” ist für mich ebenso ein Roman wie ein meditativer Kurzurlaub im Kopf, im Körper, im Bett einer anderen Frau, die mir nahe ist. Als jemand die selbst fünf Jahre um die komplette Welt gegurkt ist, kriegen mich an diesem Buch weniger das Roadtrip-Element als Vehikel für mehr oder minder willkürliche Begegnungen als die stillen “A room of one´s own” durchatem-Momente dazwischen.
„Ich mag es, nicht glücklich sein zu müssen. Ich bin hier, und niemand erwartet von mir, einen Plan für dieses Leben zu haben.”
Denn darum geht es am Ende, egal wo, doch immer wieder: sein zu dürfen. Mit Sex, der sein darf.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit dem Haymon Verlag, was – full disclosure – dazu geführt hat, dass ich endlich mal wieder zum Buchlesen gekommen bin, meine Meinung ansonsten aber null beeinflusst hat. Gemeinsam verlosen wir drei Exemplare von Katharina Schallers “Unterwasserflimmern”. Kommentiere dazu einfach unter diesem Post bis 7. Mai 23.59, wofür bei dir mal wieder Raum und Zeit sein sollte. Teilnahmeberechtigt sind alle aus Deutschland, Österreich und der Schweiz über 18. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Falls ihr nicht gewinnt, könnt ihr „Unterwasserflimmern” direkt beim Verlag oder in eurer lokalen Lieblingsbuchhandlung, die das jederzeit für euch vorbestellen kann, kaufen.
Titelfoto: (c) Scop.io
Textbild: (c) Haymon
Mandy
Oh… Ich möcht‘ das Buch so gern lesen… 🤩 Klingt wahnsinnig spannend … ich spür‘ jetzt schon das knistern in der Luft….
Sina
Für mich. Ganz allein. Ohne Kinder, ohne Mann. Ohne Hund. Oder sonst wen für den ich irgendwelche Erwartungen erfüllen muss. Einfach mal alleine sein und mich selber genießen.
Finja
oh wie schön! bei mir sollte auf jeden fall wieder zeit für mehr stunden versunken in wunderbaren büchern wie diesem sein. am aller besten in der sonne auf der wiese liegend:)
Joana
Wow:) es wär schön, wenn mal wieder Raum und Zeit wär, um so ein Buch zu lesen 😃
Henrike
Ich sollte mir dringend Zeit für Literatur nehmen! Zum Beispiel für dieses Buch!? Unbedingt!
Nina
Einfach nur für mich sein. Keine Arbeit im Nacken. Kein doofes Examen, das mich belauert. Niemand, der irgendetwas von mir will. Nur ich.
Lisi
Das Buch klingt so toll und befreiend ! Raum und Zeit würde ich gerne wieder mehr geben für Kreativität und Zeit zwischen den Laken;)
Stefan
Für Urlaub.
Katharina
Ich sehne mich sehr nach Erlebnissen, die meine Sinne anregen…gute Konzerte, Festivals, Parties mit Freunden, heiße Treffen…🔥😉
Victoria
Für ganz viel Zeit in der schönen Natur 🌞🍃
Meras
Ich brauche einen Raum für mich und Zeit für mich, um mein Bauchgefühl wieder zu finden. Für so ziemlich alle Lebensbereiche.
Mieke
Das Buch hat mich schon in einer anderen Rezension total neugierig gemacht.
Raum und Zeit wünsche ich mir für das Miteinander. Meine beste Freundin und ich haben uns seit einem Jahr nicht mehr gesehen, weil wir beide in sozialen Berufen arbeiten und das Risiko für alle so gering wie möglich halten wollten. Ich kann es kaum erwarten, sie wieder zu sehen, wenn wir beide den vollen Impfschutz haben.
Alina
Oh ich würde mich sehr freuen!! Es klingt echt spannend & macht neugierig ..
Es ist mal wieder Zeit für Me PrimeTime mit allem Zipp & Zapp :)
Toi toi toi 🍀
Franzi
Einfach nur sein, ohne sollen und müssen. Malen bis nix mehr rauskommt. In den Wald fahren und lange da bleiben.
Oli
Das würde ich gern meiner Freundin schenken!
Marlene
Ich wünsche mir Zeit für Körperlichkeit, mit mir und auch mit anderen. Ins Genießen eintauchen und einfach nur sein. Ganz bei, in mir, in meinem Körper.
Sonja
Seit einem Jahr stecke ich in der Impfstoffentwicklung, als Projektmanagerin wird einem von allen Seiten die Zeit mit Terminen und Eskalationen gestohlen. Schafft man sich einen kleinen Freiraum, ist plötzlich die Schule wieder zu und die Kleine sitzt auf dem Schoß. Jetzt naht ein kleiner Urlaub im Ferienhaus der Schwiegereltern, Zeit zum abrupten Abschalten. Ein gutes Vuch dazu zu haben, das auch ein bisschen Lvst macht, ist eine schöne Vorstellung
Sophie
Raum und Zeit für analoge Begegnungen, die mir ermöglichen ein unmittelbares Gefühl für mein Gegenüber zu bekommen, ohne all die Verzerrung und Vagheit, die ein Bildschirm produziert.
Lea
Zeit für Abenteuer. Raus aus dem Alltagsstress meiner Arbeit in einem Krankenhaus. Rein in die Natur, wo einfach mal niemand ganz dringend irgendetwas von mir will.
Juni
Ich hätte gerne Raum und Zeit für mich wahlweise alleine oder zu zweit oder auch zu dritt…oder auch nur Zeit zum träumen und zum fallen lassen, *g* Becken vor und Kopf in den Nacken, klassische Freifall Haltung LG Juni
Steffi
Ich wünsche mir Raum und Zeit für Loslassen und Entspannung. Da könnte das Buch helfen -abtauchen in eine andere Realität, inzwischen hoffentlich in der Sonne auf dem Balkon.