Slow Porn: Silver Shoes von Jennifer Lyon Bell

Porno für Frauen? Auf dieses Label bin ich irgendwie noch nie so richtig gut klargekommen. “Frauenporno” klingt doch immer irgendwie nach Rosenblüten, Champagner und Erdbeeren, viel streicheln und am Ende wird geheiratet.

Fast genauso dumm wie lahme Klischees: Sachen zu gendern. Ich zum Beispiel hab mich fast meine komplette Diplomarbeit darüber aufgeregt, dass Bücher, die von Frauen geschrieben werden, als „Frauenliteratur“ gelten, und Bücher von Männern einfach nur „Literatur“ sind – ich bin nämlich ganz grundsätzlich mal der Meinung, dass man auch als Muschiträger/-in durchaus ein paar echt auch allgemeingültige Dinge produzieren kann.

Same here – denn wofür die Kategorie “Frauenporno” schlussendlich meistens steht, ist ansich auch eine ziemlich gute Sache – die, um die Genderkeule noch mal rauszuholen, oft auch Männer ganz schön super finden. Zumindest die coolen.

Filme mit vielen guten Sexszenen, bei denen mehr passiert, als rein-raus. Eine erlebbare zwischenmenschliche Verbindung von schönen Darstellern, denen es dabei sichtbar gut geht. Echte Orgasmen. Und dabei schockierend simple Perspektivenwechsel: mehr Gesichtsausdruck als Cumshot. Da stehen nur also Frauen drauf? Eben, denk ich nämlich auch nicht. (#aufschrei!)

Zeit für ein neues Label! Ich bin für Slow Porn. Zuerst gelesen bei den tollen Sensate Films:

The mass-production mentality of the adult industry draws producers into its ‘more, faster!’ mindset and mode of production. This often sacrifices both the quality of the product and the experience of its creation. Our response to this is to slow down. This gives us the time and presence to pay attention to those details that the mainstream so often misses; the quality of a breath, the words in a whisper. It gives our contributors the time to make choices about their representation, and also to take their time, to indulge themselves, to respond to the process of being documented. We are holding ourselves to the standards of other ‘slow’ movements and focussing on the wider impact of our work on our contributors, our audience, and ourselves. We value sustainability of energies and ethics in what we create. In so doing, we hope to generate change in the way that erotic imagery is experienced.

Yeah Baby! Genau so, oder?

Eine die die Sache seit Jahren echt gut und slow macht – und außerdem eine Frau ist, aber das Label “Frauenporno” selbst eher naja findet – ist Jennifer Lyon Bell. Ihr Film “Matinee” war der erste slowe frauige Sonstwasporno, den ich mir vor ungefähr 6 Jahren, an meinem dritten Praktikumstag beim Feigenblatt Magazin mit Kaffee und Kuchen so morgens halb elf in Deutschland mal so komplett unbedarft zu Gemüte geführt habe. Pornos schauen und dafür bezahlt werden, die Sache hat von Anfang an total Sinn gemacht!

Jens Label Blue Artichoke Films steht für erotic film for people who like film und dieser Arthaus-Qualitätsanspruch – gepaart mit guten, authentischen Sexszenen – zieht sich auch durch ihr Oevre als Regisseurin, das ich selbstredend seit besagtem dritten Praktikumstag aufmerksam verfolge. Voila, ihr neuer Film: Silver Shoes.

Der räumt schon jetzt jede Menge Preise ab, und zwar zu recht! Die entspannt-lose Rahmenhandlung spielt mit sexueller Fluidität und der Konnotation bestimmter Kleidungsstücke. Frau Bell hat nämlich in Harvard studiert, und das darf man ruhig auch merken – und sich dann wieder genüsslich zurücklehnen und den zwei schönen Frauen mit dem Shared Toy zusehen.

Denn das, meine Damen und Herren (!) ist Slow Porn in freier Wildbahn! Verdammt heißes Kopfkino, das nicht nur den Intimbereich sondern auch den Intellekt anspricht. Geht nämlich auch gleichzeitig. Und zwar egal, ob am Ende geheiratet wird oder nicht.

Ein ausführliches Interview mit Jennifer Lyon Bell gibt´s übrigens auch Kommen mit Stil – der Guide für nachhaltigen Porno – ab sofort exklusiv im Lvstshop erhältlich!

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UPDATE: Silver Shoes von Jennifer Lyon Bell kannst du ab sofort auch online streamen – bei LUST CINEMA, der coolsten unschmuddeligen Porno Streaming Seite vom ganzen Internet. Kuratiert von Erika Lust, der Queen of frauen- und menschenfreundlichem Porno. Fair Porn, Slow Porn, Indie Porn, besserer Porn! Alles da, alles consensual schau mal rein.

Und wenn du dich dafür über diesen Affiliate-Link anmeldest, hab ich auch noch was davon. Denn machen wir uns mal nichts vor, mittelfristig will ich mich natürlich mit diesem Sexblog in die Karibik absetzen und fände es echt charmant von dir, wenn du meinen exklusiven Geschmack dabei etwas subventionierst. Sieh´s als Drink an der Bar, den du mir ausgibst – nur, dass du den gar nicht extra bezahlen musst und sogar noch gute Pornos dazu bekommst!

 

Theresa

Theresa Lachner ist Journalistin, Systemische Sexualberaterin und die Gründerin von LVSTPRINZIP.

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