Schon als Teenie war es für mich der allergrößte Liebesbeweis, wenn meine Partner mit mir Sex hatten und mir nah sein wollten, während ich meine Tage hatte. Das war aus meiner Sicht der ultimative Beweis dafür, dass sie mich mit allem Drum und Dran liebten, mit allem, was dazugehört.
Wenn hingegen einer in dieser Situation die Nase rümpfte und es als eklig ablehnte, dann war das für mich eine Ablehnung meiner ganzen Person, denn so eng empfinde ich meine Periode mit mir selbst. Dann verschloss ich mein Herz und ließ ihn nie richtig rein. Wenn die Männer diesen Teil von mir nicht ehrten, vertraute ich ihnen nicht, dass sie mich überhaupt ehrten und ich sicher bei ihnen sei.
Wow, ganz schön groß, oder?
Ich verlange nicht, dass er es geil findet, oder gar einen Fetisch diesbezüglich haben muss. Aber dieses Wort, Ekel, das ging für mich nicht. Und auch bis heute geht das für mich nicht! Zum Glück begegnen mir inzwischen mehr Männer, die so eine lässige „Wieso, das ist doch ganz natürlich“-Attitüde vertreten.
Das ist gut so. Der Umgang mit der monatlichen Regel einer Frau sollte normaler sein, unaufgeregter. Gehört es doch einfach zu mir und meinem Körper dazu − alle dreißig Tage, immer wieder.
Wie oft schon hatte ich während meiner Regel trotzdem Lust, berührt zu werden. Manchmal war es tatsächlich so eine drängende Geilheit, manchmal aber auch nur das Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Kuscheln. Und wenn mein Freund dann meinte „Nee nee, du hast doch gerade deine Tage“, wir aber trotzdem rummachten und er alles andere bespielte, aber partout einen Bogen um meine Muschi machte, als existiere der Spot zwischen meinen Beinen gar nicht, fühlte ich mich so unvollständig. Und obendrein noch aufgegeilt und unbefriedigt. Während er mal wieder gekommen war. Heute sage ich dazu: “Wenn du mich nicht voll annehmen kannst, dann behalte deine Geilheit bei dir.“ Punkt.
Unsere gesamte Gesellschaft vermittelt das Bild von Menstruation als etwas Ekelhaftem, von der blutenden Muschi als tabuisierte Zone, von der zyklusbedingt unzurechnungsfähigen Frau. Und Männer wie Frauen geben diese Vorstellungen weiter. Und ich, ich hatte ihnen geglaubt und mitgespielt. Ich fand meine Tage selbst ekelhaft und kannte auch viele Frauen, die so empfanden. Das war normal. Aber tief in mir war diese Verletztheit und auch Wut und Rebellion. Ich wollte verdammt noch mal geliebt werden, mit allem, was dazu gehört. Habe ich euch nicht auch voll und ganz geliebt, auch wenn euer Sperma nicht immer nach Erdbeerkuchen mit Sahne schmeckte? Was sollte also das Gezicke? Ja ja, Sperma ist vielleicht nicht ganz das passende Äquivalent, aber ich versuche hier durch Übertreibung etwas klar zu machen.
Dass wir alle kollektiv die Menstruation verteufelt haben, hat auch zwischen die Geschlechter einen Keil getrieben. Nie werden wir voll und ganz in Liebe verschmelzen, in seelenverwandter Liebe, wenn ein Teil von uns Frauen draußen bleiben soll und vor der Tür steht und maunzt wie ein Kätzchen, das bitte, bitte rein gelassen werden will. Mau!
Vor zwei Jahren begab mich auf eine Reise zu meiner Weiblichkeit und schloss Freundschaft und Frieden mit meiner Menstruation. Ich reiste in meinem ausgebauten Truck durch Deutschland und Frankreich, auf der Suche nach mir selbst. Ich führte in der Zeit eine Zyklus-App. Erst nebensächlich, dann bemerkte ich aber, wie die neu gewonnen Erkenntnisse über meinen Hormonhaushalt und meinen Körper dazu führten, dass ich mich selbst besser verstand und mich mit allem Drum und Dran annehmen konnte. Meine Menstruation war nicht länger mein Feind, keine lästige Begebenheit, die Monat für Monat über mich kam. Sie war nun meine Freundin, die mir den Weg wies, wie und wann ich für was in Stimmung war. Und sobald ich dafür ein offenes Ohr hatte, gingen wir Hand in Hand, in Leichtigkeit. Wenn die Blutung kam, ruhten wir uns gemeinsam aus, während der Ovulations-Phase um den Eisprung war hielten wir gemeinsam Ausschau nach hübschen Katern. Miau…
Die vielen offenen Gespräche mit Frauen unterwegs und das Annehmen meiner Weiblichkeit führten dazu, dass ich mich selber lieben lernte und mich dann auch lieben lassen konnte. Seither kann ich mich besser öffnen beim Sex und mit einem lauten inneren JA meine Geliebten in mir drin willkommen heißen. Ich spüre jetzt beim Sex viel mehr. Körperlich, aber auch spirituell. Ich fühle mich meinem Gegenüber jetzt dabei verbunden, ich fühle mich geliebt und sicher. Dadurch kann ich ganz bei mir, meiner Muschi und meiner Lust sein.
Vorher war ich viel mehr im Außen. Darauf bedacht, sexy zu sein, gut auszusehen, yummy zu klingen, ihm eine Show abzuliefern. Aber das war alles meinen falschen Vorstellungen von Sex geschuldet und keine richtige Nähe. Seit ich mich selbst, meinen Körper, meinen Zyklus, alles an mir mit einem lauten JA angenommen habe, begegnen mir auch keine Männer mehr, die das an mir ablehnen. Den Anziehungsgesetzen des Universums sei Dank!
Mein Maubeschau – Menstruations-Malbuch für euch
Ich bin dankbar für diese Reise, die Begegnungen und die Entwicklung hin zu mehr Akzeptanz. Das möchte ich gerne mit euch teilen! Ich will, dass wir Frauen uns in all unserer Pracht lieben und stolz zeigen können.
Deshalb habe ich die letzten zwei Jahre an einem Menstruations-Malbuch gearbeitet. Einem Buch, das Frauen dazu einlädt, liebevoll Zeit mit sich, ihrem Zyklus und ihrer Weiblichkeit zu verbringen. Malen als meditative Praxis voller Selflove!
Die Grafiken zeigen verschiedene Vulven, die in ihrer Diversität klar machen, dass jede Vulva schön ist. Außerdem gibt es Bilder von allem rund um Menstruation: von Hygieneartikeln bis hin zu verschiedensten kulturellen Anleihen zum Thema Weiblichkeit.
Aber vor allem bietet das Buch „Maubeschau“ viel Spaß! Durch kindliche Freude beim Malen und Erschaffen, durch das Erforschen deiner selbst in erweckter Neugierde und kribbelig aufregende Herausforderungen, die ich dir mit reingeschrieben habe.
Wenn du dir gerade denkst „So was hab ich mir schon immer gewünscht!“, dann unterstütze mich hier auf Startnext.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Menstruation endlich als normaler Teil des menschlichen Lebens gesehen wird und nicht mehr schamvoll versteckt wird.
It´s time to stop being ashamed of the reason mankind still exists.
Text und Zeichnungen: Jenz Mau //maubeschau.de
Fotos: Phillipp Hannappel
Thomas Waelz
Das ist ein sehr gelungener Text über den Umgang mit diesem für viele Menschen immer noch Tabuthema.
Das Phänomen Menstruation abzulehnen kann bedeuten, bestimmte wesentliche Aspekte des Frauseins abzulehnen, die Frau in ihrer Ganzheit nicht zu akzeptieren.
Dieses unreflektierte/naive Verhalten ist häufig mangelnder Aufklärung und Erfahrung geschuldet. Das als Folge gesellschaftlicher Hygienekonditionierung.
Der befreite Umgang mit Blut ist und war schon immer ein schwieriges Thema für viele Menschen.
Es wäre höchst erfreulich, wenn dieser Text über Periodensex zur Bewusstseinsbildung beiträgt.
Die Periode als selbstverständlichen Teil der integralen/natürlichen Schönheit einer Frau anzuerkennen, wäre ein wesentlicher Schritt nach Vorne.
Der vorbehaltlose und entspannte Umgang mit dem Phänomen Monatsblutung kann außerordentlich erfüllend und lustvoll sein.
Intime Momente werden gerade in dieser Phase noch intimer und intensiver. Als Mann teilzuhaben an “den Tagen” der Frau/Partnerin, ist ein kraftvolles Erleben und besonderes Geschenk. Authentische Lust pur.
Ich rufe Frau wie Mann auf, sich ganz auf “die Regel” einzulassen, persönliche Hemmungen und Ressentiments zu überwinden und eigene Grenzen zu verschieben.
Der Lohn wird ein in jeder Hinsicht bereicherndes Erleben der Schönheit purer Weiblichkeit sein.
Daniel
Ich kann schon ein wenig verstehen, warum viele Männer damit ein Problem haben.
Ich war früher auch so jemand, bis ich es einfach mal auf mich zukommen lassen habe.
Einmal gemacht, waren die Hemmungen auch weg und seitdem ist es absolut kein Problem mehr für mich.
#2 Menstruation und weibliche Sexualität - Möpse, Mieder & Moneten
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So hässlich schön und so schön hässlich - Philipp Spiegel über Periodensex ⋆ Lvstprinzip
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