What the FAQ? Fragen ans Lvstprinzip

Augen auf bei der Berufswahl! Als Sexautorin bist du zumindest meist ein gern gesehener Gast bei jeder Dinnerparty. Denn schon ein simples und was machst DU so? bietet gern mal Gesprächsstoff für mehrere Stunden. Das ist natürlich toll, wenn du selbst dein Lieblingsgesprächsthema bist, ansonsten wirds auch schnell ein bisschen anstrengend.

Vielleicht auch in der Hoffnung, sie nicht mehr ganz so oft beantworten zu müssen: hier ein paar der most frequently asked Questions über Lvstprinzip. Der Link kommt dann auf mein Onlinedatingprofil. Ach ne, ich hab momentan ja gar keins. Aber wieso denn nicht? Ja, genau. Was du schon immer übers Lvstprinzip wissen wolltest, aber nie zu fragen wagtest – bittesehr!

Und was machst DU SO? Je nachdem, wie sympathisch mir das Gegenüber ist, beantworte ich die Frage entweder mit “Journalismus”, was ja nicht gelogen ist, oder schiebe noch ein “und ich hab nen Sexblog” hinterher.

Mensch, ahdasisjainteressant! Und über was schreibst du da? Na, über Sex!

Ach. Spannend. Und…also über eine bestimmte Art von Sex jetzt, oder wie suchst du da die Themen aus? Alles, was ich interessant finde und in Mainstreammedien so nicht unterbringe. Heißt ja Lvstprinzip und nicht Redaktionsplansprinzip!

Und, äh, kann man denn davon leben? Wenn ich für jedes Mal, wenn mir diese Frage gestellt wird, einen Euro bekäme: ja, definitiv. Besonders gern wird sie übrigens in München gestellt, wo man sich anscheinend am allerwenigsten vorstellen kann, dass Geldverdienen auch Spaß machen kann. Gern genommene Variation auch: du bist Selbstständig? Wie mutig von dir! Also ich könnte das nicht. Ansonsten leben die meisten Blogger, die ich kenne, genausowenig “vom Bloggen”, wie ein Koch von den Tellern, auf denen er seine Gerichte serviert. Ein Blog ist ein Marketingkanal und ja, das Lvstprinzip entpuppt sich als ein ganz ausgezeichneter. Firmen und Medien: einmal sehr gern hier entlang! Falls du dich für Selbstständigkeit, Solopreneurship und Monetarisierungsmöglichkeiten im Internet interessierst, lies doch mal bei meinem BFF Tim Chimoy von Earthcity mit oder hör dir unsere gemeinsame Podcastfolge an, wenn du magst. Da erfährst du auch mehr über meinen Werdegang und Lieblingsort und das ganze drum herum.  Kurzversion: ja, danke, läuft.

Aber wird das denn nicht irgendwann langweilig, die ganze Zeit über Sex zu schreiben? Klar, kann schon sein. In den letzten sechs Jahren ist es noch nicht so oft passiert, die Leute denken sich ja zum Glück immer wieder neue Absurditäten aus. Ich hab auch schon für Kosmetikfirmen geschrieben und da stellt sich die Langeweile ehrlich gesagt schneller ein. Wenn ich über Sex schreibe, seh ich auf einmal überall Perverse, bei Beauty überall Hautunreinheiten. Ich glaub ich weiß, was mir lieber ist – und ein menschliches Grundbedürfnis wie Sex ist wahrscheinlich auch ein prinzipiell dankbares Sujet.

Und was ist mit den Männern? Schreckt die das nicht ab, wenn sie befürchten müssen, dass ihre Kumpels am nächsten Tag bei dir nachlesen können, wie´s war? Mal ehrlich, hast du in meinem Blog schon einen einzigen Sexreport vom Morgen danach gelesen? Eben. Die, die sich mit Grausen abwenden, lern ich normalerweise wahrscheinlich eh nicht kennen. Mehr so solche Kandidaten:

Und, können wir jetzt Sex haben? Geeee-nau. Ich schreibe über Sex, das bedeutet, ich habe jeden Tag sehr viel Sex und bin dafür auch immer auf der Suche nach freiwilligen Rekruten! Sorry, wenn ich da eine Illusion zerstören muss. Ist lieb, dass du dich im Dienste der Wissenschaft opfern willst, aber das ist grad ehrlich gesagt eher unangebracht. Solche Requests kommen besonders gerne von Leuten, die mich schon jahrelang aus irgendeinem halbberuflichen Kontext oder vom Sehen kennen, bis ihnen beim Lesen meiner Texte wie Schuppen von den Augen fällt: die Frau hat ja Sex! Warum also nicht auch mit mir?! Ich kann den Gedankengang ja ganz grundsätzlich nachvollziehen, aber da fehlt ein bisschen was dazwischen. Zum Beispiel der Teil, wo ich Bock drauf habe und dir das auch nur ansatzweise zu verstehen gebe. Sowas fühlt sich immer ein bisschen an wie die Szene in Hangover 3, in der Alan beim Erstkontakt mit einer Frau unkommentiert die Hose runterlässt und auf ihre Frage, was das soll, antwortet: I saw it once, in a porno-graphy! Ich weiß, es ist abstrakt und vielleicht schwierig zu verstehen, aber: würde ich Krimis schreiben, würde ich dir deswegen auch nicht automatisch beim Verscharren deines Mordopfers helfen. Scheint allerdings eine Berufskrankheit zu sein – Natalie Rabengut weiß, was ich leide. Und mein Lieblingsfeminist Joseph Gordon-Levitt auch:

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Darf man denn als Sexbloggerin überhaupt einen Freund haben? Gnihi. Die Frage mag ich, da fühle ich mich immer wie ein heimlich schwules Boygroupmitglied aus den 90ern. Warte, ich frag mal kurz meinen Chef. Achso, bin ich ja selbst! Also, Chef sagt: mach was du willst, du bist ja schon groß. Und ich sag: keine Sorge, meine Beziehungen haben die Tendenz, an anderen Themen zu scheitern als an meinem Job. Gerade bin ich allerdings auch nicht besonders angestrengt auf der Suche. Gibt ja genügend Sextoys zu testen und auch immer mal wieder 2-3 Menschen, die es schaffen, nicht ganz so platt zu fragen und auch noch gut zu riechen dabei.

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Mein guter Freund soundso hat da dieses ungewöhnliche Sexproblem – darf ich dich da vielleicht mal was für ihn fragen? Also ich frage für einen Freund. Ja, is klar. Kein Ding. Darf ich darüber schreiben? Dann haben wir nämlich alle was davon. Die meisten ungewöhnlichen Sexprobleme, die so an mich herangetragen werden, sind nämlich gar nicht sooo ungewöhnlich. Das kriegen wir schon hin. Sag das deinem lieben guten Freund.

Cool, dann kennst du bestimmt auch schon …. , oder? Ich schick dir mal nen Link. Ja, bitte, tu das gerne. Auch wenn ich mich wirklich angestrengt bemühe, jeden Tag das ganze Internet auszulesen, gibt es manchmal den ein oder anderen Link, den ich noch nicht auf Facebook gepostet habe. Und ja, ich freu mich auch, wenn du mal einen Gastartikel für mich schreiben möchtest, falls es ein Sexthema gibt, das deiner Meinung nach noch mehr Aufmerksamkeit vertragen könnte.

Und, willst du in meinem Porno mitspielen? Du bist doch so für Fairtrade Porn und Slow Porn und so. Again, dankesehrlieb. Ich bleib trotzdem lieber beim Schreiben.

Sonst noch Fragen? Ab in die Kommentare!

Headerphoto: (c) Aaron Tsuru – tsurufoto.com

Single/Taken/Building my empire via

Theresa

Theresa Lachner ist Journalistin, Systemische Sexualberaterin und die Gründerin von LVSTPRINZIP.

4 Kommentare

  • Antworten September 4, 2015

    Sabine

    Ich habe Tränen gelacht beim Lesen. Danke sehr fürs Erheitern meines Tages. Ach ja: Und wiedererkannt habe ich so Allerlei auch ;-), das mir selbst schon in ähnlicher Weise begegnet ist.

    Macht Lust, dich zu lesen …. äh, das, was du schreibst ;-) *fun* Mag deinen Style.

  • […] weil sie eine Erotikautorin daten. Furchtbar anstrengend. Und leider furchtbar verbreitet. Auch Erotikbloggerinnen können von so etwas ein leidvolles Lied […]

  • […] Sponsored Posts und Affiliate Links. Ja, läuft, danke, bin zufrieden. Mittelkurze Antwort: Könnte natürlich auch alles noch viel krasser und schneller laufen – […]

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